Ein ausgestorben geglaubtes Tier entdeckt man nicht alle Tage. Doch Daniela Warzecha, Doktorandin an der Professur für Tierökologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU), machte einen aufregenden Fund: Sie entdeckte in ihrer mittelhessischen Untersuchungsregion eine Bienenart, die dort seit Jahrzehnten als ausgestorben gilt. Die Bienen treten dort sogar in überraschend großer Zahl wieder auf.
Da das nicht nur für Bienenfreunde eine kleine Sensation ist, werden die Fundorte derzeit noch geheim gehalten. Vermutet wird, dass die wärmeliebende Art zu den Klimagewinnern gehört und von der Temperaturerhöhung der letzten Jahre profitiert. Daniela Warzecha, die sich in ihren Untersuchungen besonders auf die Blühflächen des hessischen Agrarumweltprogrammes (HIAP) konzentriert, betont die große Bedeutung ihres Fundes für den regionalen Artenschutz: „Die Anlage von Blühflachen kommt offenbar den Wildbienen zugute, denn ohne die Vermehrung geeigneter Lebensräume hätte der Klimawandel das genaue Gegenteil bewirkt.“
Die gefundene Art gehört zu den Furchenbienen und trägt den wissenschaftlichen Namen Lasioglossum pauperatum. Bislang glaubten die Experten, dass diese Art nur noch sehr selten in Süddeutschland vorkommt. In der Roten Liste Deutschlands wird sie deshalb als „stark gefährdet“ eingestuft. Da in Hessen in jüngster Zeit nur noch ein einziges Tier an einem aufgelassenen Trockenmauerweinberg bei Lorch im Rheingau gefunden wurde, wird die Art von der hessischen Roten Liste sogar als „vom Aussterben bedroht“ klassifiziert. Es handelt sich um eine schwarze, eher unscheinbare Biene mit einer Körperlänge von nur 5 bis 6 Millimetern. Aber gerade solche kleinen Wildbienenarten sind für die Bestäubung in der Natur von besonderer Bedeutung: Sie füllen Lücken, die von den großen Honigbienen und Hummeln nicht besetzt werden können.
Die Bestäubung durch eine artenreiche Bienengemeinschaft ist entscheidend für viele Kultur- und Wildpflanzen.