Fortbildung in der Schweiz

Sicamm 2012 in Landquart (CH). Foto: Niels Gründel

Zur imkerlichen Fortbildung ging es in diesem Jahr zu der alle zwei Jahre stattfindenden SICAMM-Konferenz (Societas Internationalis pro Conservatione Apis melliferae melliferae). Ausrichter war diesmal der Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (VSMB) und eingeladen waren Freunde und alle an der dunklen Biene interessierten Personen aus ganz Europa. Rund 140 Personen aus elf Nationen sind der Einladung nach Landquart gefolgt und wurden beileibe nicht enttäuscht.

Zum Auftakt stand eine ganztätige Exkursionen an, wobei man sich zwischen drei ganz unterschiedlichen Zielen entscheiden musste: dem Zentrum für Bienenforschung der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP in Liebefeld-Bern, einem wettertechnisch durchwachsenen Ausflug ins Glarnerland oder dem Säntis mit reichlich Schneefall. Die Ausflüge sorgten für erste angeregte Fachgespräche; das Wetter tat dem keinen Abbruch. Die Fahrt ins Glarnerland war die erste Begegnung für mich mit der früher auch bei uns einheimischen Bienenrasse Apis mellifera mellifera, von der noch heute Imker bei uns erzählen, sie sei besonders stechlustig, obwohl sie ihnen bei uns schon nicht mehr begegnen sein können. Sie wurde schon vor Jahrzehnten fast vollständig ausgerottet und in Deutschland (bis auf extrem wenige Ausnahmen) durch eine südlich der Alpen vorkommende Bienenrasse (Apis mellifera carnica) ersetzt.

Im Zeichen der dunklen Biene

Doch zurück nach Landquart: Die folgenden Tage standen ausschließlich im Zeichen der Biene und so berichtete etwa Lauri Ruottinen aus Finnland über den Erhalt der nordischen braunen Biene, und Philip Denwood berichtete von Erhaltungsmaßnahmen der dunklen Biene in Großbritannien. Ingvar Arvidsson konnte Erfolge bei den Erhaltungsbemühungen um die ursprüngliche schwarze Biene in Schweden auflisten, während Alois Reiter auf den regionalen Ökotypen der dunklen Biene in Österreich, Martin Ennemoser sogar auf den speziellen Tiroler Ökotypen eingingen. Gerhard Glock und Thomas Ruppel von der Gemeinschaft zum Erhalt der Dunklen Biene e. V. in Deutschland zeigten auf, wie sich die dunkle Biene mithilfe der alten Methode einer „Mondscheinbelegstelle“ sogar in der Nachbarschaft anderer Rassen sicher vermehren lässt, während der Eidgenosse Florian Sutter die Rolle der instrumentellen Besamung zum Erhalt der dunklen Biene vorstellte.
Andrew Abraham aus Schottland war extra zur Apis mellifera mellifera nach Tasmanien gereist und hatte eine eindrucksvolle Bildreportage im Gepäck. Berufsimker Eoghan Mac Giolla Coda setzt schon aufgrund der schwierigen klimatischen Bedingungen in Irland ganz auf die dunkle Biene, die deutlich besser an die durchgehend niedrigeren Temperaturen angepasst ist und auch mit dem beständigen Regen Irlands gut zurecht kommt. Balser Fried wusste von den Erfahrungen mit Schutzgebieten und neuen Gebieten in Planung in der Schweiz zu berichten.
Ameline Leheble-Péron und Floriane Le Borgne zeigten, dass die schwarze Biene im Cévennes-Nationalpark zusammen mit der Klotzbeute zum natürlichen und kulturellen Erbe gleichermaßen zählen und deren Erhaltung daher besonders wichtig sei. Klotzbeuten spielten eine ebenso große Rolle beim leidenschaftlichen Vortrag von Yves Elie – ebenfalls aus Frankreich angereist.

Fachvorträge für alle Imker

Neben den Spezialvorträgen zur dunklen Biene gab es eine Reihe unabhängiger Fachvorträge, wie etwa die Beobachtungen von Aleksandar Uzunov aus Mazedonien, der das Verhalten von Königinnen der Rasse Apis mellifera macedonia bei ihren Hochzeitflügen auf einer kleinen Insel studieren konnte. Dorian Pritchard stellte seine Ergebnisse für die Zucht Varroa-resistenter Bienen vor und beschrieb die Problematik, die von Inzucht ausgeht und wie sie zu vermeiden ist.
Laurent Gauthier vom Zentrum für Bienenforschung berichtete von ersten Forschungsergebnissen einer Methode, die Königin in Urlaub zu schicken und das Volk brutlos zu halten, um die Varroa in den Griff zu bekommen. Darüber hinaus benannte er in einem weiteren Vortrag Faktoren, die die Qualität einer Königin nachhaltig beeinflussen können.

Die Konferenz fand am Plantahof, der renommierten landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte des Kantons Graubünden und der Ostschweiz, in sehr angenehmer Atmosphäre statt, wobei zum Ende eine Geländebesichtigung samt Bienenhaus und Honigverkostung Teil des umfangreichen Programms waren. Für den allabendlichen fachlichen Austausch sorgte die eigens zur Veranstaltung eingerichtete „bee bar“ im Untergeschoss des Plantahofs.

Bienenhalter und -züchter wurden mit umfangreichem Fachwissen auf hohem Niveau versorgt. Alle Vorträge wurden synchron in deutscher und englischer Sprache angeboten.

Den Abschluss der Konferenz nutzten alle verbliebenen Teilnehmer für einen touristischen Ausflug mit der Räthischen Bahn über die Albula-Route hinauf zum gemeinsamen Mittagessen auf dem Muottas Muragl und zurück durch den Vereina-Tunnel – bevor es dann engültig Abschied nehmen hieß. Die nächste SICAMM soll turnusgemäß in zwei Jahren statt finden. Wo ist noch nicht bekannt.