Der Traum des Imkers

Die Honigernte direkt aus der Bienenwabe ins Glas verspricht die Neuentwicklung eines Rähmchensystems namens „Flow“ aus dem beschaulichen Badeort Byron Bay in Australien.

Für alteingesessene Imker dürfte es eine Revolution sein oder wie ein schlechter April-Scherz klingen, doch die Entwickler Cedar und Stuart Anderson sind überzeugt, damit auf dem richtigen Weg zu sein und halten das System für die größte Innovation der Bienenhaltung seit 1852, dem Jahr der Patentanmeldung der Langstroth-Rähmchen.

Man kann den Honigeintrag der Bienen durch ein kleines Fenster nachverfolgen und dann entscheiden, wenn er fertig für die direkte Ernte ins Glas ist. Das bedeute eine erhebliche Vereinfachung und Kostenersparnis, etwa für eine Schleuder für den Imker, und weniger Stress für die Bienen, sind die beiden Entwickler überzeugt.

Das Flow-System basiert auf dem weltweit am meisten verbreiteten Langstroth-Format. In eine Langstroth-Beute für acht Standard-Rähmchen passen sechs Flow-Rähmchen, in eine Langstroth-Beute für zehn Standard-Rähmchen passen sieben Flow-Rähmchen.

Das Flow-System benutzt jedoch modifizierte Beuten, um eine Füllstandsablesung zu ermöglichen und den Zugang zum Honig-Ablass sicher zu stellen.

Finanziert wird die Entwicklung durch so genannte Crowdfunding über die Plattform Indiegogo. Dort ist der Zuspruch derart riesig, dass das Ziel von 70.000 US-Dollar fast sofort erreicht war. Schon nach kurzer Zeit war die erste Millionengrenze überschritten. Innerhalb eines Monats kamen fast 10 Millionen US-Dollar zusammen.

Die Flow-Rähmchen besitzen vorgeformte Zellen, in die die Bienen den Nektar eintragen und wie gewohnt verschließen. Aufgrund der Bauform ist es möglich, den Honig quasi hinterrücks abzulassen und die Bienen können die Zellen anschließend von neuem befüllen. Dazu werden die Zellen mithilfe eines Schlüssels auseinandergezerrt.

Allein durch die Schwerkraft fließt der Honig dann aus den Rähmchen. Wenn der Honig nachmittags erwärmt ist, fließt er besonders gut aus den Rähmchen heraus. Je nach Viskosität dauert das zwischen zwanzig Minuten bis zu zwei Stunden oder mehr. Ein Rähmchen kann bis etwa drei Kilogramm Honig fassen.

Beim Ablassen des Honigs benötigt man je nach Umfang ein großes Glas oder einen Eimer. Mit einem Schlauch wird der Honig dann vom Ablauf unterhalb der Rähmchen in das Auffanggefäß geführt.

Damit die Bienen den Honig nicht gleich wieder aus dem Abfüllbehälter zurückholen wollen oder es zu Räuberei am Stand kommt, muss das System geschlossen sein, d. h., der Schlauch muss durch ein Loch im Deckel des Ablassbehälters geführt werden.

Der Honig kommt frei von Wachs aus den Rähmchen. Die Bienen benötigen bei diesen Rähmchen nur noch das Verdecklungswachs, was dazu führt, dass die Honigproduktion maßgeblich gesteigert werden kann, so die Entwickler.

Die Flow-Rähmchen sollen aus hochwertigem BPA-freiem Kunststoff sein und ein Leben lang halten.

Die Rähmchen werden von den Entwicklern unter dem Namen „Flow Lite“ und eine vollständige Beute unter dem Namen „Flow Complete“ vermarktet.

Kosten

Eine vollständige Flow-Beute mit sechs Flow-Rähmchen für eine 8-Rahmen-Langstroth-Beute und einem Brutraum kostet 600 US$ zuzüglich Frachtkosten.

Ein Set mit sechs Flow-Rähmchen ohne Beute kostet 350 US$, inklusive Beute 410 USS. Die Variante mit sieben Rähmchen kostet 400 US$ und 460 US$.

Die Verwendung einer eigenen Beute ist problemlos möglich. Es müssen lediglich zwei Ausschnitte vorgenommen werden. Starten kann man mit der sparsamen Light-Variante: Sie beginnt mit drei Rähmchen ab 230 US$.

Getestet wurde das Flow-System im Laufe der letzten drei Jahre. Die Investition für eine Flow-Beute oder nur die Rähmchen geht dennoch mit einem gewissen Risiko einher, denn bisher gibt es lediglich Erfahrung mit Prototypen. Für die anstehende Massenproduktion werden neue Maschinen benötigt.

Die Rückmeldequote dürfte die Erwartungen der Entwickler deutlich übertroffen haben, sodass sie auch darüber nachdenken werden, eine Produktionsstätte außerhalb Australiens aufzubauen, insbesondere in den USA.

Für den Versand setzt man wohl auf das Unternehmen DHL, weil es angeboten hat, die Standardfrachtraten mit einem erheblichen Rabatt zu versehen. Sobald die abschließenden Kosten für den Versand feststehen, sollen sie kommuniziert werden.

Ob die Gleichung aufgeht, dass eine geringere Störung der Bienen mit weniger Stress zu fröhlicheren Bienen führt, wie die Entwickler aus Down-under werben, und dadurch mehr Imker gewonnen werden können, ist offen. Die Neugierde wecken dürfte das System mit Sicherheit.

Hier zu Lande die größten Probleme dürften wohl die deutlich niedrigeren Außentemperaturen sein und die Sicherstellung des Wassergehaltes. Anders als auf den Bildern des Herstellers gezeigt, müssen die Glasgefäße auch vor der direkten Sonneneinstrahlung während des Abfüllens geschützt werden.

Mehr Informationen: honeyflow.com