Forscher der Universität Hohenheim entwickeln völlig neuen Ansatz zur Bekämpfung der Varroa-Milbe in Bienenvölkern.
Die meisten Völker der europäischen Honigbienen leiden unter dem Befall der Varroa-Milbe und der von ihr indirekt ausgelösten Krankheiten. Trotz des hohen Bedarfs an Varroose-Behandlungsmethoden gibt es bislang noch keinen einfach anwendbaren biologischen Bekämpfungsansatz, der weder die Bienen schädigt noch Rückstände im Honig hinterlässt.
Herkömmliche chemische Bekämpfungsmittel verursachen Resistenzen beim Parasiten, hinterlassen Rückstände in Bienenprodukten, sind nicht ausreichend wirksam oder für viele Imker schwierig anzuwenden. Dazu kommen noch Nebenwirkungen bei den Bienen und ihrer Brut.
Dr. Peter Rosenkranz und Dr. Bettina Ziegelmann von der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim haben nun eine Methode entwickelt, mit der das Fortpflanzungsverhalten der Varroa-Milbe nachhaltig gestört wird. Die Forscher isolierten und extrahierten biologisch aktive Duftstoffe des Milbenweibchens, die als Sexualpheromone paarungsbereite Varroa-Männchen anlocken. Diese Duftstoffe können nun dazu genutzt werden, diese Milbenmännchen so zu verwirren, dass junge Varroaweibchen nicht mehr begattet werden. Nicht-begattete Varroa-Weibchen können aber keine weiblichen Nachkommen mehr produzieren, was in der Folge den Anstieg der Varroa-Population im Bienenvolk deutlich reduziert.
Im Gegensatz zu den bisherigen Bekämpfungsmaßnahmen, die zumeist erst nach dem Ende der Bienensaison im August eingesetzt werden, verhindert der biologische Behandlungsansatz bereits die Entstehung eines für das Bienenvolk gefährlichen Varroa-Befalls. Dies hat den großen Vorteil, dass die ab August gebildeten Winterbienen besser vor Varroaschäden geschützt werden. Eine Schädigung der Winterbienen durch hohen Varroabefall führt zu erhöhten Verlusten an Bienen im Winter und im schlimmsten Fall zum Tod des gesamten Volkes.
Derzeit arbeiten die Wissenschaftler in Feldversuchen mit Ölsäure, einer kostengünstigen und lebensmittelrechtlich unbedenklichen Komponente des Varroa-Sexualpheromons, die beispielsweise durch einfache Sprühapplikation in die Bienenbrutzellen eingebracht werden kann. Erste Versuche im Bienenvolk haben bestätigt, dass dadurch etliche Varroa-Weibchen unbegattet bleiben und sich somit nicht mehr vermehren können. Noch ist die Applikation umständlich, sodass an einer Vereinfachung gearbeitet wird. Dabei wird unter anderem der Duftstoff direkt ins Bienenwachs eingeschmolzen, um den Einsatz dieser vielversprechenden Behandlungsmethode unter imkerlichen Praxisbedingungen zu erleichtern.
Da der Duftstoff für die Bienen unschädlich ist und nach bisherigen Messungen keine Rückstände in Bienenprodukten hinterlässt, sehen die Wissenschaftler in ihrer Methode einen Grundstein für eine biologische und bienenverträgliche Bekämpfung des Milbenbefalls. Vor einer etwaigen – meist langwierigen – Zulassung stehen noch Feldversuche aus, in denen die Wirksamkeit im Bienenvolk bewiesen werden müssen.